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  Trude Friedrich, Buchs, 2009

Barbara Regner
Trude Friedrich
Mischtechnik, Objekte

3.3. - 25.3.2012

Eröffnung: Freitag, 2.3. um 19:30 Uhr
Zur ersten Ausstellung in den neuen Galerieräumen laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.

Galerie: Altstadt 195a (Ainmillerpassage), 84028 Landshut
Öffnungszeiten: Do - So: 14 - 17 Uhr

Am Freitag, dem 2. März beginnt der Kunstverein Landshut sein Ausstellungsprogramm in den neuen Galerieräumen in der Ainmillerpassage. Die erste Ausstellung trägt den Titel UNTER VIER AUGEN, gezeigt werden Objekte der Münchner Künstlerin Trude Friedrich, gestickte Portraits und Lochkamerafotos von Barbara Regner aus Regensburg.
Trude Friedrich möchte das Verhältnis der Menschen zu den Dingen zurecht rücken. Mit ihren Plastiken und Objektarrangements will sie dem hinter der Maske biederer Gewöhnlichkeit listig versteckten zweiten Gesicht der alltäglichen Dinge auf die Spur kommen. Deshalb fertigt die Künstlerin von trivialen Gegenständen des täglichen Lebens Repliken an, die sie entweder aus buntem Kabeldraht geflochten oder aus Lindenholz geschnitzt hat. Somit sieht sich der Betrachter ihrer Werke unversehens diversen Gerätschaften des Haushalts gegenüber, die zwar eindeutig als ein Staubsauger, Kehrbesen, Fernseher oder als simple Wäscheleine samt dazugehöriger Klammern zu identifizieren sind, aber dennoch keineswegs mehr besonders vertraut, gar gewöhnlich wirken. Denn dadurch, dass Trude Friedrich die genannten Gegenstände verdoppelt und ihr Material verändert, werden sie aus den sie tarnenden Zusammenhängen angeblicher Selbstverständlichkeit gerissen.
Aus den Ketten purer Nützlichkeit und Dienlichkeit befreit, beginnen die ansonsten den menschlichen Zweckvorstellungen sklavisch unterworfenen Alltagsgegenstände gleichsam eine Art von Eigenleben zu führen. Das kann - erinnert sei an das Schicksal von Goethes Zauberlehrling - das übliche Vertrauen auf die ausschließliche Vorherrschaft der Menschen tief erschüttern, oder doch zumindest einen neuen Blick auf die Dingwelt eröffnen. Haben doch ausgerechnet die anscheinend willenlosen und prosaischen Alltagsgegenstände immer wieder zum Nachdenken herausgefordert und die menschliche Phantasie beflügelt.
Eine weitere Werkgruppe der Künstlerin sind stilisierte Geweihformationen, die ein schillerndes Eigenleben entwickeln zwischen Märchenwald, Trophäe und Skulptur.
Zu sehen sein werden zudem Reliefbilder von Zäunen und Mauern; sie können als ästhetisch reizvolle Objekte, aber auch metaphorisch überhöht gedeutet werden.

„Ich habe ein malerisches und ein fotografisches Auge“, sagt Barbara Regner. Bereits während der Schulzeit interessierte sie sich für die Fotografie und deren Geschichte. In Büchern und Zeitschriften stieß sie auf die berühmten Klassiker wie Richard Avedon, Cecil Beaton, Irving Penn, Brassai oder Henri Cartier-Bresson.
Insbesondere jedoch prägte August Sanders Werk „Menschen ohne Maske“ Regners Blick. Sie begann an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg ein Studium in der Klasse für experimentelle Malerei. Die Fotografie hatte sie zur Malerei geführt und August Sanders Fotografien haben ihre Portraitauffassung in der Malerei bestimmt: direkt, unmittelbar, scheinbar uninszeniert. Sie setzt sich fort in den Stickportraits der jungen Fussballergarde, die seit Mitte 2011 entstanden sind.
Über die Malerei kehrte Regner in den 1990er Jahren zur Fotografie zurück, zunächst in analoger und digitaler Form und schließlich im Gebrauch der Camera obscura.
Anfangs arbeitete sie mit zur Lochkamera umfunktionierten Schuhschachteln, später mit einer entsprechend umgerüsteten manuell bedienbaren analogen Kamera. Fast alle Bilder in der Ausstellung sind mit ihr aufgenommen. Kennzeichnend ist die malerische Unschärfe, die die Lochkamera hervorruft. Es ist ein experimentelles Fotografieren in unmittelbarer Art, Lichtmalerei im wahrsten Sinne des Wortes.
Wer sich der Lochkamera bedient, fotografiert ohne Linse und ohne Sucher, also „blind“, mit langer Belichtungszeit. Die lange Belichtungszeit führt dazu, dass alles, was sich bewegt, auf den Fotos verschwindet, wie von Geisterhand gelöscht.
Regners erste Farbfotos mit der Lochkamera waren Stilleben im Sinne der niederländischen Malerei des 17./18. Jahrhunderts.
Landschaften und Wetterphänomene erschienen der Künstlerin jedoch infolge der langen Belichtungszeit ebenfalls als sehr reizvoll, so sind beispielsweise die nebelhaft verschwommenen „Stadtrandansichten“ in der Ausstellung großenteils bei Schneetreiben aufgenommen.
Die „Lichtmalerei“ der Kamera verweist aber auch auf die romantische Malerei eines Caspar David Friedrich. So hilft die Kamera den Blickwinkel zu ändern, die Dinge, die man fotografiert, neu und anders zu sehen, auch aus der Perspektive eines anderen Jahrhunderts. Und sie lässt eine neue Sicht auf die Malerei gewinnen.

  Barbara Regner, Stadtrandansichten 2, Lochkamera
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